Autorenlesung im Europa Zentrum Baden-Württemberg

Am 13.11. lud das Europa Zentrum gemeinsam mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Baden-Württemberg zu einer spannenden Lesung ein. Der international renommierte und preisgekrönte Autor Mikołaj Łoziński hat aus seinem neuesten Buch „Stramer. Ein Familienroman“ gelesen und erzählt, wie dieser sehr intime Roman entstanden ist. Die Übersetzerin des Buches, Renate Schmidgall, hat moderierend durch den Abend geführt und aus der deutschen Übersetzung vorgelesen.

Mit 24 Gästen war der Europasaal bei der atmosphärischen Lesung und Buchvorstellung durch Mikołaj Łoziński sehr gut gefüllt. Nach einer kurzen Vorstellung und Begrüßung durch Stefan Schubert sprach der Autor über die Entstehungsgeschichte seines Romans, der von der imaginierten Familiengeschichte einer jüdischen Familie in Polen der Zwischenkriegszeit handelt. Dabei erzählte der Autor von seinen spannenden Recherchen und von den Hürden, die er auf den Pfaden seiner eigenen Familie überwinden musste. Dank der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Baden-Württemberg konnte das Gespräch simultan zwischen Deutsch und Polnisch übersetzt werden.

Der Roman erzählt auf einfühlsame Weise ein auch heute noch schmerzhaftes Kapitel der polnischen Geschichte. Die winzige Wohnung in der Goldhammerstraße platzt aus allen Nähten: Nathan Stramer, seine Frau Rywka und ihre sechs Kinder schlagen sich so durch. Nathan hat sein Glück zu Beginn des Jahrhunderts in New York gesucht und ist nach einigen erfolglosen Jahren wieder nach Galizien zurückgekehrt. Sein Geschäftssinn ist so ungebrochen wie trügerisch – Tausende Kerzen, leider ohne Dochte, dann der Wagen voll Kolophonium, wie hätte er ahnen können, dass es so wenige Geiger gibt in Tarnów?

Nebenbei versucht er, seine sechs Kinder auf den Weg zu bringen. Aber die Kinder haben ihre ganz eigenen Wege im Sinn. Und während Nathan sich in die nächste Geschäftsidee versteigt, die ihnen endlich den Umzug in die Neue Welt, das elegante jüdische Viertel mit den Buntglasfenstern und den verzierten Erkern bringen soll, wachsen die Kinder heran. Die Zeiten werden härter, der wachsende Antisemitismus vergiftet die gesellschaftliche Atmosphäre immer stärker. Mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen scheint das Ende der Familie vorgezeichnet.

Nach der Lesung durch Mikołaj Łoziński und Renate Schmidgall drehten sich die Fragen der Gäste zum einem darum, wie der Autor persönlich die Entstehung des Buches und die Erforschung seiner Familiengeschichte erlebt hatte. Zum anderen drehte sich das Gespräch auch um politische Themen, wie es etwa um die jüdische Erinnerungskultur in Polen bestellt sei oder wie sehr der Krieg in Israel seit dem 22.102023 das jüdische Leben in Polen beeinflusst hat. Der Autor zog ein gemischtes, aber optimistisches Fazit. Überall seien ihm Personen begegnet, die ihn bei seinen Recherchen unterstützt hätten. Zugleich existieren auch heute noch viele Vorurteile und Stereotype gegenüber der jüdischen Gemeinschaft.

Wir danken dem Autor Mikołaj Łoziński, der Übersetzerin Renate Schmidgall und der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Baden-Württemberg für eine aufschlussreichen und gelungenen Abend im Europa Zentrum Baden-Württemberg.

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